Die Planung rund um das Thema Immobilien erben und finanzieren kann kompliziert sein – und dennoch ist sie essenziell, um Konflikte zu vermeiden und die besten Entscheidungen für alle Beteiligten zu treffen. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, welche Grundregeln und Überlegungen helfen können, den Überblick zu behalten.
Schätzwert, Belehnung und Tragbarkeit: Die Grundlagen der Finanzierung
Eine der ersten Fragen bei der Immobilienfinanzierung betrifft den Wert der Liegenschaft, die Belehnung und die Tragbarkeit. Dabei kommt es darauf an, ob es sich bei der zu vererbenden Immobilie um ein Eigenheim handelt und die Familie selbst darin wohnen wird. Oder wird es ein Renditeobjekt, das entwickelt und anschliessend vermietet oder verkauft wird. Banken verwenden zur Bewertung oft die sogenannte hedonische Methode für Eigenheime, während Renditeobjekte anhand ihrer Ertragswerte geschätzt werden. Doch aufgepasst: Der Bankschätzwert kann vom Marktwert abweichen – und die Finanzierung basiert stets auf dem niedrigeren Wert, sei es der Schätzwert oder der Kaufpreis.
Für die Tragbarkeit gilt eine Faustregel: Die gesamten Wohnkosten – bestehend aus kalkulatorischen Hypothekarzinsen, Amortisationen und Nebenkosten – sollten maximal 33 % des Nettoeinkommens ausmachen. Besonders wichtig ist hierbei, dass die Banken mit einem nachhaltigen Einkommen rechnen, das auch die Pensionierung oder andere Lebensänderungen wie Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Nachwuchs berücksichtigt.
Die Tragbarkeit endet nicht mit der ersten Kalkulation. Sie muss auch langfristig gewährleistet sein, damit keine Engpässe entstehen.
Herausforderung: Weniger Einkommen im Rentenalter
Ein Beispiel aus der Praxis: eine Immobilienbesitzerin, kurz vor der Pensionierung, besitzt eine schuldenfreie Immobilie im Wert von 600’000 Franken. Nach ihrer Pensionierung beträgt ihr Renteneinkommen 36’000 Franken im Jahr. Die Immobilie ist jedoch Baujahr 1960 und hat dringenden Sanierungsbedarf – geschätzt auf 200’000 Franken. Sollte eine Immobilienbesitzerin diesen Betrag über eine Hypothek finanzieren, fielen kalkulatorische Hypothekarzinsen von rund 18’000 Franken jährlich an. Dazu kommen Nebenkosten und der laufende Unterhalt der Immobilie, wodurch die gesamten Wohnkosten das Renteneinkommen der Immobilienbesitzerin fast vollständig aufbrauchen würden. Ein solches Szenario ist finanziell nicht tragbar und verlangt nach einer strategischen Entscheidung.
Hier gibt es drei Optionen:
- Verkauf der Immobilie: Die Immobilienbesitzerin kann die Immobilie verkaufen, was ihr Leben vereinfachen und den Erlös für ihren Lebensunterhalt nutzen würde. Ein Verkauf könnte auch dazu führen, dass sich künftige Konflikte in der Familie vermeiden lassen, da klare Verhältnisse geschaffen werden.
- Sanierung: Eine Finanzierung der Sanierung wäre theoretisch möglich, doch der hohe Kapitalbedarf und die langfristigen Kosten, wie kalkulatorische Zinsen und Unterhalt, machen dies in vielen Fällen schwer tragbar. Oftmals wird eine detaillierte Kostenaufstellung und Rücksprache mit der Bank notwendig sein, um diese Option realistisch zu bewerten.
- Entwicklung: Die Immobilienbesitzerin könnte das Grundstück entwickeln, beispielsweise durch den Bau von Mietwohnungen oder Stockwerkeigentum. Dies erfordert eine fundierte Projektplanung, die Finanzierung durch eine Bank und gegebenenfalls die Einbindung von Experten. Eine Entwicklung birgt zudem das Potenzial, durch den Verkauf einzelner Einheiten finanzielle Engpässe zu lindern, erfordert aber auch erhebliches Engagement und birgt gewisse Risiken, etwa bei Leerstand oder unerwarteten Baukosten.

Entscheidungsfindung: Was passt zur Familie?
Die optimale Lösung hängt oft davon ab, wie die Interessen innerhalb der Familie gelagert sind. Soll beispielsweise die Tochter als Mitinvestorin einsteigen? Wird sie durch die Belastung ihrer Finanzen langfristig eingeschränkt? Oder sollen einzelne Wohnungen verkauft werden, um die Finanzierung zu erleichtern?
Familieninterne Übereinkünfte können den Prozess erleichtern, bergen aber auch Konfliktpotenzial. Wichtig ist daher:
- Klarheit schaffen: Transparenz gegenüber allen Beteiligten verhindert Missverständnisse.
- Schriftliche Festhaltung: Was mündlich vereinbart wird, sollte protokolliert und von allen unterschrieben werden, um zukünftige Streitigkeiten zu vermeiden.
- Externe Beratung: Fachspezialisten wie Steuerberater oder Bankberater können helfen, die finanzielle und rechtliche Tragweite besser zu verstehen.
Steuern und rechtliche Aspekte: Vorsicht vor Fallstricken
Bei der Weitergabe von Immobilien innerhalb der Familie können latente Steuerlasten entstehen, wenn diese nicht sauber abgewickelt werden. Auch Schenkungssteuern oder Mehrwertsteuern sind potenzielle Stolpersteine, wenn die Planung nicht sorgfältig erfolgt. Im Fall der Immobilienbesitzerin zeigt sich, wie komplex solche Entscheidungen sein können:
Die Immobilienbesitzerin möchte ihre Immobilie an ihre Tochter weitergeben, die diese eventuell entwickeln oder vermieten könnte. Dabei stellt sich die Frage, ob eine sofortige Begleichung der latenten Steuerschuld sinnvoll ist, um künftige finanzielle Konflikte zwischen Geschwistern zu vermeiden. Auch die Schenkungssteuer spielt eine Rolle – besonders, wenn Vermögen an liierte Partner weitergegeben wird. Hier muss die Immobilienbesitzerin darauf achten, dass solche Entscheidungen rechtzeitig besprochen und dokumentiert werden.
- Latente Steuerschuld: Es könnte sinnvoll sein, die latente Steuerschuld direkt zu begleichen, um in Zukunft klare Verhältnisse zu schaffen und Spannungen innerhalb der Familie zu verhindern.
- Schenkungssteuer: Besonders bei einer Weitergabe an Schwiegerkinder oder liierte Partner sollte man die steuerlichen Konsequenzen im Blick behalten. Ein klarer Plan zur Verteilung kann hier helfen, Konflikte zu vermeiden.
- Mehrwertsteuer: Falls die Tochter der Immobilienbesitzerin das Objekt entwickelt und teilweise verkauft, muss die Mehrwertsteuerpflicht gründlich geprüft werden. Fehler bei der Planung können hier hohe Kosten verursachen, die durch rechtzeitige Beratung vermieden werden können.
Projekte entwickeln: Wichtige Fragen für die Planung
Eine Projektenwicklung bietet Chancen, birgt jedoch auch Risiken. Für die Immobilienbesitzerin kann die Entscheidung, ein Projekt zu entwickeln, zum Beispiel durch den Bau von Mietwohnungen oder die Umwandlung in Stockwerkeigentum, mit erheblichen Vorteilen verbunden sein. Diese Option kann zusätzliche Einnahmen generieren und den Immobilienwert langfristig steigern. Dennoch sollten mögliche Risiken, wie Leerstand oder unerwartete Baukosten, nicht unterschätzt werden. Die Immobilienbesitzerin müsste hierbei sicherstellen, dass alle rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen geprüft sind. Eine solide Kapitalplanung, die Einbindung von Experten und ein klarer Projektfokus – sei es auf Ökologie, Rendite oder soziale Aspekte – sind wesentliche Erfolgsfaktoren, um solche Vorhaben erfolgreich umzusetzen.
Hier einige zentrale Punkte:
- Strategie definieren: Soll ein reiner Wohnbau entstehen, oder sind Gewerbeanteile geplant? Welche Wohnungsgrössen sind angedacht? Soll ein Fokus auf Ökologie gelegt werden, z. B. durch Minergie- oder Nullenergiehäuser?
- Rendite im Blick: Die Kapitalisierungsrate und die Mieterträge beeinflussen direkt die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Leerstand oder unerwartete Renovationen können zu finanziellen Engpässen führen.
- Familieninterne Belastungen: Beteiligungen von Kindern müssen gut durchdacht sein, um deren finanzielle Zukunft nicht zu gefährden.
Praktische Tipps aus dem Bankalltag
Abschliessend einige Empfehlungen, die Immobilienbesitzerinnen und -besitzer berücksichtigen sollten:
- Frühzeitig handeln: Entscheidungen rund um die Immobilie sollten nicht aufgeschoben werden. Konflikte und ungelöste Probleme können sich mit der Zeit vergrößern und schwerer zu bewältigen sein.
- Ganzheitlich denken: Bei jeder Entscheidung sollte die Perspektive aller Beteiligten bedacht werden – von der Immobilienbesitzerin selbst bis hin zu den Kindern oder anderen Erben. Eine gemeinsame Vision kann helfen, Konflikte zu vermeiden.
- Professionelle Beratung einholen: Fachspezialisten wie Steuerberater oder Rechtsanwälte können dabei helfen, finanzielle und rechtliche Risiken zu minimieren und nachhaltige Lösungen zu finden.
- Steuern im Blick behalten: Potenzielle Steuerbelastungen sollten frühzeitig geklärt und in die Planung integriert werden, um Überraschungen zu vermeiden.
- Flexibilität bewahren: Ob Verkauf, Sanierung oder Entwicklung – es ist wichtig, verschiedene Alternativen offen zu prüfen und die Optionen sorgfältig abzuwägen.
Fazit: Gute Planung zahlt sich aus
Ob es um die Tragbarkeit einer Hypothek, die Entwicklung eines Renditeobjekts oder die Weitergabe einer Immobilie an die nächste Generation geht – eine fundierte Vorbereitung und der offene Austausch innerhalb der Familie sind entscheidend. Mit professioneller Unterstützung und klaren Absprachen gelingt es, Konflikte zu vermeiden und nachhaltige Lösungen zu finden.
Wenn du Fragen hast oder Unterstützung benötigst, wende dich an deine Bank, einen Steuerexperten oder nutze spezialisierte Plattformen wie ImmobilienErben.ch. Gemeinsam lassen sich die besten Entscheidungen treffen – für dich und deine Familie.
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